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Verhandlungen ohne Ergebnis

Unabhängige Lehrergewerkschafter*innen der ÖLI-UG: Unterrichten am Limit

Bildmontage: Eine Lehrkraft im Anzug trägt Tasche und Buch und steht vor einer mit Formeln beschriebenen Tafel

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Von Maria Theresia bis zur PISA-Studie

 

Die ÖLI-UG als Teil der Unabhängigen GewerkschafterInnen im Öffentlichen Dienst und in ausgegliederten Betrieben (UGÖD) sprach Klartext, was mit „Unterrichten am Limit" gemeint ist. Fakt ist, dass sich die Anforderungen an Lehrer:innen seit Maria Theresia fundamental geändert und erweitert haben, während das Schulsystem seit Jahrzehnten im Wesentlichen auf dem Stand von 1774 eingefroren ist. Ab und zu blitzen meist politisch/ideologisch motivierte Reformideen auf, die im herrschenden Mehrheitsbrei der Entscheidungsträger:innen untergehen, sodass für qualitativ fundierte Ansätze erst recht kein Platz übrig bleibt. Während von den Lehrer:innen mittlerweile Kompetenz in der Extremismusbekämpfung erwartet wird, Stützlehrer:innen, Sozialarbeiter:innen, Sprachlehrer:innen, Teamcoaching und Supervision aber ausbleiben, grübeln die politisch Verantwortlichen über Sparmaßnahmen und Kostenneutralität nach. Währenddessen rutscht ein beträchtlicher Teil des Lehrpersonals gefährlich in die Nähe von Sekundärtraumatisierungen.

 

Bildungsgipfel gefordert

 

Ideologische Bruchlinien verhindern in Österreich den Blick auf notwendige Korrekturen. Um den Lehrberuf wirklich attraktiv zu machen, braucht es höhere Einstiegsgehälter, Unterstützungspersonal und Reduktion des überbordenden administrativen Arbeitsanteils bei Lehrer:innen. Die ÖLI-Gewerkschafter:innen stellen seit Jahren fest, dass ihre Forderungen konsequent überhört werden und fordern deshalb einen Bildungsgipfel, der überwiegend mit qualifizierten Fachleuten und Expert:innen aus der Praxis beschickt werden sollte. Dabei müssten dringend Wege weg aus dem sinnlosen Bundesländerwettkampf, hin zur Attraktivierung der Ausbildung und der Arbeitsplätze gefunden werden. Derzeit haben wir zwar neun Bildungsdirektionen, aber immer noch keine administrative Unterstützung durch Profis, keine gemeinsame Inklusion und keine Luftfilter an den Schulen zur Verminderung von Ansteckungsgefahren.

 

Konsequenzen aus der PISA-Studie

 

PISA zeigt aktuell wiederum Defizite auf. Auch wenn Erfolg beim Ausgleich individueller Schwächen bei Schüler:innen mit solchen Tests nicht gemessen werden kann, so bietet sich die Ausrichtung für Evaluationen im Vergleich mit anderen europäischen Ländern, die besser abschneiden als Österreich, an. Deutlich kommt auch dieses Mal heraus, dass das sozioökonomische Familienumfeld der Schüler:innen ausschlaggebend für die Pisa-Ergebnisse ist.

 

Endlich müssen echte Entlastungsmaßnahmen getroffen werden. Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass die Verhandlungspartner Bildungsministerium und Gewerkschaft Öffentlicher Dienst die Bildungsmisere aussitzen wollen. Alle Kräfte in der Gewerkschaft sind aufgerufen, intensive inhaltliche Verhandlungen zu fordern und zu führen, damit grundsätzliche pädagogische Entscheidungen nicht während des Ausverhandelns des Finanzausgleichs getroffen werden, sondern in der Auseinandersetzung mit Fachexpert:innen.

 

 

Vorsitzende der ÖLI-UG:

Claudia Astner

Hannes Grünbichler

 

 

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