Öster = ist weiblich
Reich = ist männlich
Jobverlust: 85% Frauen
Fördergeld: 66% an Männer
Die österreichische Bevölkerung ist eine Spur mehr weiblich – 50,2% Frauen und 49,8% Männer leben im Land.
85% der Menschen, die in der Corona-Krise die Arbeit verloren haben, sind Frauen. Die 33 Milliarden Euro an Hilfsmitteln, die die Regierung bisher zur Verfügung stellte, gingen jedoch zu zwei Dritteln an Männer und nur zu einem Drittel an Frauen.
Medienberichten zufolge haben Frauen im ersten Lockdown ihre Arbeitszeit um 10 Stunden reduziert, um unbezahlte Arbeit für ihre Familie zu erbringen – sie haben Homeschooling und Angehörigenbetreuung übernommen. Männer haben im ersten Lockdown ihre Arbeitszeit um 3 Stunden reduziert, weil im Homeoffice Überstunden reduziert werden mussten.
Frauen: Mehrfachbelastung
Gut ausgebildete Frauen arbeiten in systemrelevanten Berufen.
Kinder- und Schüler*innen-Betreuung sowie deren schulische Bildung ist überwiegend Frauenarbeit. Lehrerinnen etwa führten zeitgleich Fern -und Präsenzunterricht durch, während sie ihren eigenen Kindern im Homeschooling zur Seite standen.
Der flächendeckende Ausbau von Kinderbildungseinrichtungen wird politisch nicht forciert. Das behindert Frauen auf zweifache Weise: sie können einerseits, wenn sie arbeiten wollen, ihre Kinder nicht so unterbringen, dass diese umfassend versorgt werden, und andererseits werden den Frauen durch zu wenige Kinderbildungseinrichtungen und knapp bemessene Betreuungsschlüssel Arbeitsplätze vorenthalten.
Eine gemeinsame Pflichtschule, die ganztägig geführt wird, wird weder angedacht noch baulich umgesetzt. Diese Änderung des Bildungssystems könnte jedoch einen großen Schritt in Richtung Chancengleichheit für Frauen im Wirtschaftsleben bedeuten.
Dasselbe gilt für die Angehörigenbetreuung oder Pflege – ein weiterer systemrelevanter Bereich, in dem Frauen unbezahlt oder schlecht bezahlt enorme Leistungen für die österreichische Gesellschaft erbringen. In diesem – auch psychisch belastenden Bereich muss die Arbeitszeit reduziert und die Bezahlung erhöht werden. Dasselbe kann in den Bereichen Handel, Gastronomie und Tourismus sowie in den körpernahen Dienstleistungen helfen, um mehr Arbeitsplätze zu schaffen, gesundheitliche Langzeitschäden und Burnout zu verhindern und die Existenzsicherung für Frauen bis ins Alter zu erleichtern.
Regierung: 3x mehr Geld für Werbung als für Frauen
In der Woche vor dem Weltfrauentag 2021 hat Arbeitsminister Kocher bekanntgegeben, dass die Fördermittel für Frauen im Arbeitsmarktservice von 55 auf 60,5 Millionen Euro erhöht werden, und er hat besonders hervorgehoben, dass dieser Topf noch nie zuvor so hoch dotiert wurde. Keine 3 Wochen später will die Bundesregierung ihr Medienbudget auf 210 Millionen Euro aufstocken, weil die Pandemie einen höheren Informationsbedarf erzeugt.
Mehr als dreimal so viel Geld mehr für die Medienarbeit des Politikerquartetts Kurz, Kogler, Anschober und Nehammer, die uns in wöchentlichen Pressekonferenzen die Lage der Nation schildern und berichten, wie EU-weite und internationale Vernetzung sie behindert. Dass die Pandemie unser Land verändert, nehmen wir selber wahr und suchen nach Lösungen. Informationen fehlen, das stimmt!
Mehr Information über die bevorstehende Transformation der Wirtschaft in Österreich wird benötigt. Wenn Digitalisierung forciert wird, wie verändern sich dann Arbeitsplätze? Wenn die Klimakrise bewältigt werden soll, entstehen dann neue Arbeitsplätze – und wie sehen diese aus? Besonders für junge Menschen, die sich auf den Eintritt in die Arbeitswelt vorbereiten mit all ihrer Kreativität und Engagement, ist es höchste Zeit, dass „Green Jobs“ konkrete Formen annehmen – für Frauen wie für Männer.
Gilt auch für Frauen: „Koste es, was es wolle!“
Die Frauen, die in der Pandemie den Arbeitsplatz für ihre Familie aufgeben mussten oder verloren haben, stellen sich viele Fragen:
• Wie komme ich wieder in den Arbeitsmarkt?
• War meine bisherige Bildung ausreichend?
• Wie erreiche ich ein neues Bildungsniveau?
• Bietet das AMS eine Umschulung für mich an?
• ……….
Die Existenzsicherung von Frauen sowie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bleiben weiterhin brennende, dringliche Themen.
Vor einem Jahr kam von der Politik die starke Ansage: „Koste es, was es wolle!“ Wenn dieser Satz noch immer gilt, dann wird es Zeit, darüber zu reden, wie viel mehr Geld zur Verfügung gestellt wird, damit Frauen neue Formen von Teilhabe am österreichischen Wirtschaftsleben erhalten. Sei es durch weitere Ausbildungen, Umschulungen, Angebote zur Neuorientierung, Förderung von Firmengründungen oder sei es durch eine vorübergehende bedarfsorientierte Grundsicherung, damit sich noch schlummernde kreative Kräfte im Rahmen einer Neuorientierung richtig gut entfalten können!
Beate Neunteufel-Zechner
Vorsitzende der UGÖD
Vorstandsmitglied der Unabhängigen GewerkschafterInnen im ÖGB
Vorsitzende des Betriebsrates der Nationalbibliothek und der Betriebsrät*innenkonferenz der Bundesmuseen
Mitglied in Leitungsgremien der GÖD- und ÖGB-Frauen
Rückfragen: +43 / 681 / 20 90 30 59
beate.neunteufel-zechner@ugoed.at