UGÖD-Café
Dezember 2022
Nachlese zum UGÖD-Café
"Arbeitsumwelt schützen und Energie sparen"
vom 15. 12. 2022
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,
da ich seit einigen Monaten schon viele Webseiten durchsurfe um festhalten zu können, wie sich Betriebsrät:innen und Personalvertreter:innen für den Schutz der Arbeitsumwelt und für sinnvolles Energiesparen einsetzen können, habe ich mich für den heutigen Gesprächsabend mit euch so vorbereitet, dass ich lauter einfache Tipps zusammengesucht habe, mit denen ihr einerseits an die Kolleg:innen in euren Betrieben herantreten könnt über Aussendungen, Workshops u.ä. oder damit ihr Vorschläge an die jeweiligen Geschäftsführungen machen könnt.
Beate Neunteufel-Zechner
Referat für Strukturwandel und Klimaschutz
Mein erster Punkt ist der Weg in die Arbeit und da wäre es schön, wenn ein Umsteigen möglich wäre. Zu Fuß gehen, mit dem Fahrrad fahren oder die Öffentlichen Verkehrsmittel benutzen kann bis zu 78% Energie sparen helfen:
- Immer wieder nachfragen, ob die Geschäftsführung bereit ist, ein Jobticket zur Verfügung zu stellen oder ob sie sich beteiligt an den Kosten für ein Klimaticket. Manche GFs sind schlau und
lassen Kolleg:innen Dienstreisen selbst buchen, damit sie von den diversen Ermäßigungen profitieren können… - da wäre doch ein Ausgleich immerhin angebracht!
- Die ÖNB-Geschäftsführung hat sich im Sinne der Nachhaltigkeit einverstanden erklärt, ein kostenloses Fahrradservice pro Jahr anzubieten. An einem Frühjahrstag kommt ein Bus, der eine
Fahrrad-Werkstatt ist, zu uns in den Betrieb und serviciert 50 Fahrräder von angemeldeten Kolleg:innen. Nur die Kosten für allfällige Ersatzteile müssen wir selber bezahlen. (Bewegliche)
Abstellplätze für Fahrräder rund um denkmalgeschützte Betriebe wie den unseren gibt es auch in ausreichender Zahl, wir haben einen Fahrradkeller mit Duschen seit 2 Jahren für diejenigen, die von
weiter weg mit dem Rad kommen.
- Wenn es unbedingt ein Auto sein muss, dann bitte ein sparsames wählen, langsamer fahren, hilft Strom sparen – mit 80 km/h statt 100 km/h kann 24% Kraftstoff gespart werden. In einer
Fahrgemeinschaft mit 2 Personen spart man/frau die Hälfte Kraftstoff, wenn 3 Personen fahren, spart ihr schon zwei Drittel! Wichtig ist auch die monatliche Überprüfung des Reifendrucks, weil der
Energieverbrauch um 5% steigt, wenn der Druck um 0,5 Bar sinkt.
- GEHEN stärkt die Gesundheit, steigert die Lebensqualität, verringert den Verkehrslärm und schont die Umwelt!
Viele ähnliche Tipps findet ihr unter klimaaktiv.at
Von dieser Seite aus kommt ihr auch zu topprodukte.at – da könnt ihr nachschauen, worauf ihr beim Gerätekauf achten solltet – einerseits für den Haushalt, andererseits aber auch für den Betrieb.
Es wird eher selten der Fall sein, dass der Betrieb neu bauen will, aber dabei ist der Betriebsrat auf jeden Fall zu informieren und kann die Bauweise hinterfragen (Niedrigenergiehaus oder Recyclingbau, mit oder ohne Photovoltaikflächen zur Sonnenenergienutzung und ausreichenden Speichern), die Verwendung von umweltfreundlichen Materialien fordern und auf eine umweltfreundliche Ausstattung achten – z.B. bei den Büromöbeln:
Betriebsräte haben Einsichtsrecht in alle Verträge, die der Betrieb abschließt! Und da kann in einem nachhaltigen Vertrag auch drinstehen, dass die Büromöbel zurückgenommen werden zur Entsorgung und/oder Wiederverwertung, aber auch die Ausdünstungen der neuen Möbel können vertraglich abgesichert werden, etwa mit einer Garantie, dass kein Formaldehyd entweicht. Dasselbe gilt für alle weiteren Ausstattungselemente im Betrieb.
Bei der Beleuchtung sollte darauf geachtet werden, dass alte Systeme mit LED-Lampen ersetzt werden, die im Vergleich zu normalen Glüh- oder Halogenbirnen 90% Energie sparen bei viel längerer Lebensdauer. Weniger K(elvin) geben wärmeres Licht, empfohlen wird 2000 Kelvin oder darunter und Zeitschaltuhren, damit jede/r von uns nicht immer ans Lichtausschalten denken muss vor dem Heimgehen. Ab 5000 K entsteht weißes, kaltes Licht, das nicht oft oder nur in bestimmten Bereichen genutzt werden sollte – aus gesundheitlichen und psychologischen Gründen.
Ergänzend wäre zu erwähnen, dass Weihnachten auch dann kommt, wenn wir umweltbewusst ohne Beleuchtung mit Lichterketten und ähnlichen Dingen auskommen! Und wer zu Weihnachten Gäste erwartet und kocht, kann die Heizung schon ab Mittag reduzieren, weil sowohl das Festmahl als auch die Gäste Wärme abstrahlen!
Wenn es jedoch um die Beschattung und Kühlung geht, weil das Büro nach Süden hin liegt, dann können Außenrollos gute Dienste leisten, aber auch Sonnensegel und vor allem Pflanzen sorgen für besseres Raumklima, weil diese 30-55% Luftfeuchtigkeit erzeugen und damit bewirken, dass wir den Raum wärmer empfinden. Eine Bepflanzung rund um den Betrieb kann auch bei der Beschattung (mit Bäumen) und zur Klimabeeinflußung helfen. Wenn Klimageräte gebraucht werden, dann werden Split-Klimaanlagen eher empfohlen als Monoblock-Kühlgeräte.
Ist euer Betrieb mit feinen Pausenräumen ausgestattet, dann sind vielleicht sogar ein paar Tipps für den Küchenbetrieb hilfreich:
- Ein Kochtopf sollte immer genau auf die Herdplatte passen und ein Deckel hilft Energie sparen, auch die Nutzung von Restwärme ist sinnvoll – also 5-10 Minuten früher wieder abdrehen. Versucht
es einmal mit weniger Zugabe von Wasser!
- Bei der Benutzung von Backrohren ist Umluft zu empfehlen, weil dann das Vorheizen nicht notwendig ist. Eine Küchenuhr ist auch ein sinnvolles Instrument für die Einstellung der Backzeit und
die Nutzung von bis zu 10 Minuten Restwärme, beim Keksebacken (es weihnachtet) können mehrere Bleche gleichzeitig in den Ofen geschoben werden.
- Wasserkocher sind sinnvoll für Tee- oder Café-Aufgießen, aber nicht zum Vorerhitzen von Nudelwasser...
- Zitronensäure ist ein natürliches Produkt zum Entkalken von Wasserkochern und Cafémaschinen und kann neben Bio-Flüssigseife auch zum Reinigen von verkalkten Oberflächen genutzt werden (mit
Einweghandschuhen).
- Wird Gefriergut aufgetaut, so sollte dies eher im Kühlschrank geschehen als auf einem Herd – da ist gute Planung hilfreich und vielleicht nutzen die Kolleg:innen auch eine Bildschirmpause
dafür.
- Beim Kühlschrank ist auf gute Dichtungen zu achten. Wenn er gut gefüllt ist, verbraucht er weniger Energie – zum Aufbewahren von Gefriergut reichen -18°C, natürlich bei guter Gerätequalität –
mit Hinweis auf das grüne A!
- Geschirrspülen sollte nicht unter Fließwasser erledigt werden, bitte, den Stoppel benutzen und eventuell auch kalt spülen. Geschirrspüler voll einräumen und Sparprogramm benutzen!
- Wenn für das Duschen Elektrodurchlauferhitzer benutzt werden, ist später Duschen angesagt, Duschen statt Vollbad sowieso und die Benutzung von guten, nicht zu stark schäumenden Seifen hilft
Zeit und Wasser sparen.
- Mit Sparduschkopf oder Durchflussbegrenzer kann Wasser und Energie gespart werden. Durchlaufbegrenzer können auch in Handwaschbecken und Toiletten eingebaut werden.
Unter www.energie.gv.at gibt es eine Stromsparstundenanzeige. Da wird empfohlen, die Waschmaschine oder den Geschirrspüler erst am Wochenende zu nutzen oder am frühen Nachmittag, im Haushalt auch erst spätabends. Haushalte verbrauchen in Österreich 31% des gesamten Gas- und 29% des gesamten Stromverbrauches. Mit dem EU-Ziel von 15%-weniger! heißt das, dass wir über unsere Nutzung von Energie wirklich gut nachdenken sollten!
Für das Aufladen von E-Fahrzeugen sollten Wallboxen erst nach 19 Uhr genutzt werden. Akkus sind vernünftiger und sparsamer im Verbrauch und bei der Entsorgung als Batterien – und wenn in einem Betrieb 1000 Türen nur mehr mit Karten zu öffnen sind, dann ist so ein Austausch wirklich notwendig und bringt einiges an Energieersparnis. Wer allerdings eine eigene PV-Anlage hat, für den oder die ist Stromverbrauchen untertags angesagt!
Sowohl im Haushalt als auch im Büro sind schaltbare Steckerleisten oder Netzschalter eine gute Investition zum Stromsparen, „standby“ ist eine nicht notwendige Unsitte und verlängert nicht die Lebensdauer von Elektrogeräten….
Unter mission11.at, die das Klimaministerium betreut, gibt es übersichtlich gestaltete und effiziente Sparvorschläge sowohl für den Haushalt als auch für Betriebe:
- Heizkörper freihalten und nicht verbauen oder verhängen, Thermostate zum Regulieren der Temperatur einbauen – mit der Geschäftsführung über zentrale Temperaturregelungen nach der
Arbeitsstättenverordnung verhandeln, Entlüften von Heizkörpern wenigstens zu Beginn der Heizsaison durchführen lassen.
- Türen schließen und Fenster dichten – für die Zirkulation von Luft mindestens 3-4-mal täglich Stoßlüften ist besser als Dauerkipplüften, obwohl dieses schon auch sinnvoll ist, wenn es
Oberlichten gibt zum Abziehen von erwärmter Luft.
- Einschaltung der UGÖD: CO2-Messgeräte sind auch eine gute Sache zur Kontrolle des Raumluftverbrauches und können günstig über Gary bei uns bezogen werden – ein Danke auch Hannes Grünbichler
für das Aushandeln des Preisnachlasses bei Aranet4. Im Großraumbüro sollte man diese Messgeräte oder auch geeichte Thermometer in die Raummitte stellen, bevor Streit über notwendiges Lüften
ausbricht….
- Bei der Reinigung sollte auch auf Umweltbewusstsein geachtet werden, kehren und feucht wischen gilt für Böden aus Holz oder Stein/Fliesen. Staubsaugen ist dann gar nicht mehr notwendig und
das hilft viel Strom sparen! Bei der Anschaffung von Teppichen sollte darauf geachtet werden, dass diese waschbar sind. Teppichböden sind einfach out – und das aus vielen guten Gründen wie
Hygiene und Gesundheitsvorsorge. Aber auch das Reinigen von Arbeitsflächen kann mit biologisch abbaubaren Reinigungsmitteln durchgeführt werden – nur Mut: die Reinigungsfirmen sind schon sehr
sensibel und entgegenkommend, manchmal sogar schon dann, wenn nur eine Kolleg:in ihre Empfindlichkeit gegen herkömmliche Reinigungsmittel mit einem Attest belegen kann.
- Zum Homeoffice gibt es auch einen Tipp: je kleiner desto sparsamer, also Laptop und Tablets benutzen statt Desktop-PC!
In dem Betrieb, in dem ich arbeite, gibt es seit vielen Jahren schon ein Audit mit jährlichem Prüftermin und Workshop vom Gesundheits- und Sozialministerium aus, da können alle Kolleg:innen und Betriebsrät:innen Vorschläge einbringen und das hat viel im Betrieb verändert bis hin zur Beschaffung von umweltschonendem Recyclingpapier und zum sparsamen Toner-Einsatz bei Kopiergeräten. Wir haben erfolgreich ein Umweltschutz-Label bekommen, bei uns gibt es einen Abfallbeauftragten und im Brainpool-Programm für die betriebliche Weiterbildung gibt es jährlich mindestens 3 (von 20) Seminare zu nachhaltigen Themen.
Heuer hatten wir z.B. einen Workshop zum „gesunden Genuss im Büroalltag“, da ging es um gesundes Essen und eine Beraterin der Umweltberatung hat diesen Vormittag sehr vergnüglich für uns gestaltet – auf der Website der Umweltberatung findet ihr auch viele gute Ratschläge und Informationen zur umweltbewussten Gestaltung eurer Arbeitswelt vom Essen bis zur umweltverträglichen Abfallentsorgung.
Seit April 2021 haben wir eine Kantine in unserem Betrieb, wo wir vegan, vegetarisch und sehr gemüsereiche Hauptspeisen mit Fleisch essen können in der Mittagspause – darüber freuen sich nicht
nur die Kolleg:innen, auch Benutzer:innen und Gäste sind in unserer Kantine green-door.at sehr willkommen!
Beate Neunteufel-Zechner
Referat für Strukturwandel und Klimaschutz