· 

Nationalratswahl: Fragen an die Parteien (Teil 2/2)

Wir wandten uns mit dem nachfolgenden Fragenkatalog an die zur Nationalratswahl 2024 kandidierenden Parteien.

 

Soweit wir Antworten bekommen haben, veröffentlichen wir sie untenstehend. Lediglich die Bierpartei verweist uns höflich auf ihre Homepage und auf Youtube.

 

Wer in der Auflistung fehlt, hat auf unsere Fragen (noch) nicht geantwortet. Formulierungen und Interpunktion haben wir bewusst belassen. Die Reihung der Antworten erfolgt nach dem Zeitpunkt des Eintreffens.

 

 

Hier geht's zum 1. Teil (Fragen 1-8)

 

 



 

9.       Wird sich Ihre Partei für eine gesetzliche Grundlage zur Einführung eines objektiven und qualifikationsbasierten Aufnahmeverfahrens für den öffentlichen Dienst einsetzen, wie dies in den meisten EU Staaten und EU Institutionen Standard ist, damit fachliche Qualifikation statt Parteibuch und Parteinähe zum relevanten Einstellungskriterium wird?

 

 

SPÖ

 

Ja. Die SPÖ hat diesbezüglich mehrere Anträge im Verfassungsausschuss eingebracht.

 

Grüne

 

Für alle Aufnahmen in den Bundesdienst gelten bestimmte Regelungen, die im Ausschreibungsgesetz 1989 festgelegt sind. Dazu zählen etwa Interviews, Tests und unabhängige Kommissionen, die Gutachten zur Vorbereitung der Aufnahmeentscheidungen erstellen und vorbereiten. Es sei aber auch darauf verwiesen, dass die Mitgliedschaft in einer Partei jedenfalls nicht zum Nachteil einer/eines Bewerber:in ausgelegt werden darf.

 

Gelbe

 

nein

 

NEOS

 

Für uns NEOS ist klar, dass das Parteibuch bei der Aufnahme in den öffentlichen Dienst keine Rolle spielen darf. Wir wollen die besten Köpfe nicht nur in der Politik, sondern auch in der Verwaltung. Um dies zu gewährleisten, bedarf es eines objektiven und transparenten Aufnahmeverfahrens.

 


KPÖ

 

Ja.

 

 

KEINE

 

Ja, die Parteibuchwirtschaft muss aus allen Bereichen der Verwaltung, aus dem ORF, aus den Schulen usw. raus und das geht nur durch scharfe Gesetze gegen Parteibuchwirtschaft und Transparenz.

 

 

MFG

 

Ja, die MFG wird sich für eine gesetzliche Grundlage zur Einführung eines objektiven und qualifikationsbasierten Aufnahmeverfahrens für den öffentlichen Dienst einsetzen. Fachliche Qualifikation muss das zentrale Kriterium sein, um sicherzustellen, dass Positionen nicht nach Parteibuch oder politischer Nähe vergeben werden. Insbesondere fordert MFG auch eine Entpolitisierung der Justiz (z.B. keine Postenbesetzung durch politische Entscheidungen).

 

 


10.    Mit welchen Mitteln wollen Sie die in der österreichischen Bundesverfassung verankerten Grundwerte verfestigen und sicherstellen?

 

 

SPÖ

 

Die in der Bundesverfassung verankerten Grundwerte sind mit Zweidrittelmehrheit abgesichert, darüber hinaus die sogenannten Grundbausteine sogar nur mit verpflichtender Volksabstimmung abänderbar.

 

Grüne

 

Wir Grüne stehen fest hinter den Grundprinzipien Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und der Stärkung von Grund- und Menschenrechten. Wir wollen Bürger:innen auch abseits von ihrem Wahlrecht die Möglichkeit bieten mitzubestimmen. Das gelingt mit Volksabstimmungen, Volksbegehren und Volksbefragungen, aber auch mit partizipativen Instrumenten wie Bürger:innen- und Expert:innenräten, bei denen Menschen gemeinsam nach Lösungen suchen. Hier braucht es klare und verbindliche Regelungen, wie mit den Entscheidungen und Empfehlungen dieser Räte umgegangen wird.


Die Grünen haben in den letzten fünf Jahren bewiesen, wie wichtig ein Funktionieren des Rechtsstaates ist. Unter Alma Zadic als Justizministerin gab es einerseits eine Rekordsteigerung des Justizbudgets um 50% seit 2019. Andererseits wurden auch rund 650 neue Planstellen in der gesamten Justiz geschaffen. Wir fordern weiterhin die Stärkung der Rechtsstaatlichkeit in der Verwaltungsgerichtsbarkeit, sowie die Schaffung einer von der Politik unabhängigen und weisungsfreien Generalstaatsanwaltschaft als Weisungsspitze der Staatsanwaltschaft.


Grund- und Menschenrechte sichern die Freiheit aller Menschen, die in einem Staat leben. Wir Grüne fordern eine Ausweitung des Diskriminierungsschutzes auf alle Menschen und Lebensbereiche (Levelling-up). Wir werden uns weiter dafür einsetzen, dass Meinungs- und Versammlungsfreiheit geschützt und nicht eingeschränkt werden und dass die Pressefreiheit geschützt bleibt, sodass Journalist:innen in einem sicheren Umfeld arbeiten können.

 

Gelbe

 

BGE in die Verfassung: Bedingungsloses Grundeinkomen (BGE)

 

NEOS

 

Indem man einerseits die Institutionen, die diese Grundwerte verteidigen stärkt und so ausgestaltet, dass diese in der Bevölkerung hohes Ansehen genießen (Verfassungsschutz, Justiz, Polizei etc.). Andererseits durch Bildung. Bereits von klein an muss die Wichtigkeit dieser Grundwerte, die es von jedem einzelnen Tag für Tag zu verteidigen gilt, in den Schulen thematisiert werden.

 


KPÖ

 

Als demokratische und antifaschistische Partei setzen wir uns täglich für leistbares Wohnen und Soziales, Umwelt & Klima sowie Frieden & Neutralität ein, damit alle Menschen in diesem Land gut leben können und aktiv am gesellschaftlichen Leben teilhaben können.

 

 

KEINE

 

Um die Grundwerte der österreichischen Bundesverfassung zu stärken, wollen wir demokratische Prozesse für alle greifbarer und zugänglicher machen. Das beginnt mit politischer Bildung, die in allen Altersstufen und Lebensbereichen eine zentrale Rolle spielt. Wir setzen auf umfassende Programme, die nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch die aktive Teilnahme an demokratischen Entscheidungen fördern. Gleichzeitig müssen staatliche Institutionen transparenter und bürgernäher werden, damit das oft schon verlorene Vertrauen in die Demokratie wieder aufgebaut werden kann. Es reicht nicht, wenn Grundwerte in einer Verfassung stehen. Wir müssen dafür sorgen, dass wir die offene und freie Demokratie auch leben und verteidigen wollen.

 

 

MFG

 

Die MFG setzt sich konsequent für die Stärkung und den Schutz der in der österreichischen Bundesverfassung verankerten Grundwerte ein. Wir fordern eine klare Trennung von staatlicher Macht und politisch-ideologischen Einflüssen, um die individuelle Freiheit und die Neutralität der Justiz zu gewährleisten. Zudem streben wir an, direkte Demokratie durch verstärkte Bürgerbeteiligung, insbesondere Volksabstimmungen, zu fördern, um die Souveränität der Bevölkerung zu sichern. Die Wahrung der Neutralität, der Schutz der Grundrechte und die Freiheit von Meinungsäußerung und Eigentum müssen dabei oberste Priorität haben. Unsere Politik zielt darauf ab, die Verfassung gegen jegliche Eingriffe von außen, etwa durch die EU, zu verteidigen und die nationale Souveränität zu stärken.

 

 


11.    Welche Rolle soll Österreich bei aktiver Friedenspolitik, Krisenprävention und friedenserhaltenden Maßnahmen zukommen?

 

 

SPÖ

 

In der globalisierten Welt, in der wir leben, und angesichts gefährlich eskalierender internationaler Spannungen, Kriege und Konflikte hat Außenpolitik einen besonders hohen Stellenwert und wichtige Aufgaben zu erfüllen. Es gibt in unserer heutigen Welt zudem eine noch nie dagewesene Anzahl grenzüberschreitender Bedrohungen und Risiken, wie die Erderhitzung, Hunger und Armut, Pandemien oder Terrorismus, die Zusammenarbeit auf europäischer und internationaler Ebene erfordern. Die SPÖ bekennt sich zur Neutralität, zum Prinzip der umfassenden militärischen Landesverteidigung und zu einer entsprechenden finanziellen Ausstattung des österreichischen Bundesheeres.

 

Die Neutralität Österreichs hat sich in den fast siebzig Jahren ihres Bestehens unter sich ändernden geopolitischen Umständen bewährt und Österreichs Sicherheit garantiert. Österreich soll sich daher weiterhin nicht an Kriegen beteiligen, keine fremden Truppen auf seinem Territorium stationieren und nicht Mitglied eines Militärbündnisses werden. Stattdessen gilt es in der nächsten Legislaturperiode zu einer aktiven Neutralitätspolitik zurückkehren und sich stärker für Frieden, Demokratie und Menschenrechte engagieren.

 

Es braucht einen Ausbau des diplomatischen Dienstes, dieser wurde von der ÖVP systematisch abgebaut. Darüber hinaus ist Österreichs Beteiligung an internationalen friedensunterstützenden Einsätzen und humanitären Missionen in den letzten Jahren leider zurückgegangen, das ist falsch. Wir wollen das internationale Engagement Österreichs wieder verstärken. So kann aktive Friedenspolitik gestaltet werden.

 

Grüne

 

Die Sicherheit der kommenden Generationen braucht eine aktive Neutralitätspolitik, die Unabhängigkeit, Frieden und Stabilität ermöglicht. Österreich soll eine international wichtige Rolle bei der Konfliktprävention und Deeskalation sowie der Förderung von Dialogen einnehmen. Wir wollen, dass Österreich seine vermittelnde Rolle als Mediator in internationalen Konflikten durch aktive Friedensdiplomatie stärkt und ein ziviler Friedensdienst eingesetzt wird. Hier kann gerade Wien, als einem der Amtssitze der Vereinten Nationen und als Sitz der OSZE sowie vieler weiterer internationaler Organisationen, einen entscheidenden Beitrag leisten.

Gelbe

 

bei Israel Schutz jüdisches Leben ist Staatsraison wie in Deutschland, bei der Ukraine UNO Friedensverhandlungen wie Reagen-Breschnew in Wien

 

NEOS

 

Die Sicherheit Europas – und damit des Mitten in Europa liegenden Österreichs – entscheidet sich gerade auch in der Peripherie. Österreich sollte sich als solidarischer Partner in europäische Aktivitäten zur Friedenssicherung und Krisenprävention in der europäischen Peripherie einbringen.

 


KPÖ

 

Wir wollen Österreichs Neutralität aktiv nutzen, um bei Konflikten weltweit zu vermitteln und friedliche Lösungen zu erreichen. Dabei kann Österreich eine zentrale Rolle als Dialogpartner, in der Versöhnungspolitik und bei der Ausbildung von Diplomat:innen in Friedenspolitik spielen.

 

Auch kann Österreichs Bundesheer sich bei friedenssichernden UN-Mandaten beteiligen.

 

 

KEINE

 

Wir sollten unsere Rolle als neutrales Land dafür nutzen, als Vermittler für Frieden in die Welt hinauszugehen und Österreich als neutralen Verhandlungsort anbieten. Davor müssen wir aber die aktuell unkontrollierten Überwachungs- und Spionageaktivitäten ausländischer Geheimdienste in Österreich stoppen. Darüber hinaus wollen wir mit gutem Beispiel vorangehen und als erstes Land der Welt unseren Waffenexport vollständig einstellen.

 

 

MFG

 

Österreich sollte sich in seiner Friedenspolitik konsequent auf seine immerwährende Neutralität besinnen und keine Partei in internationalen Konflikten ergreifen. Statt sich militärischen Bündnissen wie der „Sky Shield Initiative“ der NATO anzuschließen, muss Österreich eine aktive Rolle als neutraler Vermittler bei Friedensverhandlungen übernehmen. Die MFG fordert, dass Österreich sich auf seine historische Rolle als Ort des Dialogs besinnt und Wien wieder zu einem Schauplatz für Friedensgespräche macht, wie es unter Kreisky der Fall war. Statt militärischer Verstrickung soll Österreich in eine aktive Neutralitäts- und Friedenspolitik investieren, die das Wohl der Menschen in den Mittelpunkt stellt.

 


12.    Umreißen Sie bitte die Haltung Ihrer Partei zu LGBT.

 

 

SPÖ

 

Gerechtigkeit, Akzeptanz und Solidarität sind keine Privatangelegenheit. Sie sind das Ergebnis eines gemeinsamen Kampfs um das Wohl aller. Daher fordern wir auch Diskriminierungsschutz in allen Lebensbereichen. Durch politische Blockaden der ÖVP existiert bis heute kein voller Diskriminierungsschutz im Privatleben, beim Zugang zu Gütern und Dienstleistungen, bei der Wohnungssuche, bei der Bildung und im Gesundheitsbereich. Die SPÖ fordert vollen Schutz vor Diskriminierung, sowohl aufgrund der sexuellen Orientierung, der Geschlechtsidentität, des Geschlechtsausdrucks und der Geschlechtsmerkmale als auch aufgrund des Alters, der Religion und der Weltanschauung – nicht nur in der Arbeitswelt, sondern beim Zugang zu Gütern und Dienstleistungen, Wohnraum, Gesundheitsleistungen und Bildung. Außerdem fordern wir das Verbot von hochgefährlichen Konversionstherapien, den Schutz intergeschlechtlicher Kinder und Jugendlicher sowie eine Nationale Strategie für Menschenrechte von LGBTIQ+ Personen.

 

Grüne

 

Wir setzen uns seit Jahrzehnten konsequent für die Gleichstellung von LGBTIQ+-Personen ein.


Das bleibt auch in Zukunft so. Unser Ziel ist Gleichberechtigung, Schutz und Selbstbestimmung für alle – unabhängig von sexueller Orientierung oder Geschlechtsidentität. Diskriminierung, Hass und Hetze sind inakzeptabel. Denn Liebe ist Liebe. Und das sollte von allen respektiert werden. Wir haben die Diskriminierung bei Blutspenden beendet und im Kampf gegen Aids die HIV-Prophylaxe PrEP, die das Risiko einer HIV-Infektion um 75 % verringert, kostenlos gemacht. Wir haben das Abstammungsrecht reformiert: Nun ist jede Person, die zum Zeitpunkt der Geburt mit der Mutter des Kindes verheiratet oder verpartnert ist, rechtlich der zweite Elternteil, unabhängig vom Geschlecht oder von der Methode der Fortpflanzung. Diese Reform sorgt für stabile Abstammungsverhältnisse und stärkt die Rechtssicherheit sowie das Wohl des Kindes.

 

Gelbe

 

positiv

 

LGBTQAI+ Rechte sind zu fördern. Jeder soll sich in unserer Partei wohlfühlen.

 

NEOS

 

Für uns ist klar: Jeder soll uneingeschränkt sein und lieben können, wie er möchte. Dafür mit Diskriminierung konfrontiert zu werden, ist nicht tragbar und muss ein Ende finden.

 


KPÖ

 

Österreich zählt zu den wenigen Ländern, in denen Rechte für queere Personen fast immer vor Gericht erkämpft werden mussten. Etablierte Parteien haben mit ihrer parlamentarischen Mehrheit vieles verhindert: Die KPÖ verbindet den Kampf für queere Rechte mit realitätsbezogener Kritik an den herrschenden Verhältnissen.

 

 

KEINE

 

„Haltung zu LGBT“ klingt, als würde es sich dabei um eine Meinungsfrage handeln. Tatsächlich handelt es sich um grundlegende Menschenrechte. Es geht um das Recht, so zu sein wie man ist und zu lieben wen man liebt. Alle davon abgeleiteten Debatten liegen diesen beiden Fragen zugrunde. Als Partei, die das Recht auf ein Gutes Leben für Alle anstrebt, ist unsere „Haltung“ eindeutig.

 

 

MFG

 

Wir von der MFG stehen klar gegen „LGBT“ und die sogenannte Genderideologie. Für uns ist es eine wissenschaftliche Tatsache, dass es nur zwei biologische Geschlechter gibt: männlich und weiblich. Die Behauptung, es gäbe mehr als diese beiden Geschlechter, ist wissenschaftlich nicht korrekt. Chromosomenstörungen wie das Klinefelter-Syndrom sind genetische Anomalien, keine zusätzlichen Geschlechter.

 

Die Diskussion darüber, ob man sein Geschlecht selbst aussuchen und beliebig ändern können sollte, berührt auch die Frage der biologischen Realität. Das biologische Geschlecht wird bereits bei der Zeugung festgelegt. Ein späterer tatsächlicher physiologischer Wechsel des Geschlechts ist schlicht nicht möglich. Menschen, die unter echter Geschlechtsdysphorie leiden, empfinden eine Diskrepanz zwischen ihrer empfundenen Geschlechtsidentität und ihrem biologischen Geschlecht. Für sie ist es wichtig, Unterstützung zu erhalten, die über rein körperliche Aspekte hinausgeht. Eine gute psychologische Betreuung und medizinische Unterstützung können hierbei helfen, die Lebensqualität zu verbessern und individuelle Lösungen zu finden, die der psychischen Gesundheit und dem Wohlbefinden dienen.

 

Besonders besorgt sind wir über den Einfluss dieser Ideologie auf Kinder und Jugendliche in Schulen und Kindergärten. In der sensiblen Phase der Pubertät sollten Jugendliche nicht durch ideologische Konzepte wie Transgender oder Geschlechteridentität beeinflusst werden. Kinder sollten in ihrer frühen Entwicklung vor solchen komplexen Themen geschützt werden. Wir setzen uns dafür ein, dass keine Hormonbehandlungen oder irreversiblen Operationen bei Pubertierenden durchgeführt werden.

 

Auch in der Sprache lehnen wir das Gendern ab. Wir sehen darin eine unnötige Verkomplizierung, die keine echte Verbesserung für die Gleichstellung der Geschlechter bringt. Stattdessen setzen wir auf das bewährte generische Maskulinum, das beide Geschlechter einschließt und die Verständlichkeit der Sprache bewahrt.

 

Wir sind der festen Überzeugung, dass Sexualaufklärung in erster Linie im familiären Umfeld und altersgerecht erfolgen sollte. Ideologische Programme haben in Schulen und Kindergärten nichts zu suchen. Unser Ziel ist es, eine kindgerechte und unvoreingenommene Bildung zu gewährleisten und Kinder vor einer frühzeitigen Sexualisierung zu schützen.

 

 


13.    Wie wollen Sie der erschreckenden Zunahme von Femiziden in Österreich begegnen?

 

 

SPÖ

 

Es braucht endlich wieder einen Nationalen Aktionsplan Gewaltschutz, der jedes Ministerium, jeden einzelnen Minister und jede Ministerin in die Pflicht nimmt. Der Schutz von Frauen und Kindern auch durch effektive Kontrolle von Betretungs- und Annäherungsverboten ist von enormer Bedeutung. Wenn ein Täter polizeilich weggewiesen und ein Betretungsverbot ausgesprochen wird, dann muss sichergestellt werden, dass dieses auch eingehalten wird. Mittels elektronischen Trackings, etwa durch eine Fußfessel, kann die Polizei dabei unterstützt und entlastet werden. Außerdem muss die Arbeit der Frauenberatungsstellen durch personelle und finanzielle Ausstattung aufgewertet und die Istanbul-Konvention, dieses wichtige internationale Übereinkommen gegen Gewalt an Frauen, endlich vollständig umgesetzt werden.

 

Grüne

 

Wir bekennen uns zur Umsetzung der Istanbul-Konvention. Der aktuelle GREVIO-Bericht bestätigt: Diese Bundesregierung hat in den letzten fünf Jahren viele wichtige, teils längst überfällige Maßnahmen gesetzt, um Frauen besser vor Gewalt zu schützen. Wir Grüne engagieren uns aber auch weiterhin umfangreich gegen jegliche Form von Gewalt gegen Frauen: Wir möchten den Gewaltbegriff um Gewaltformen wie Cat-Calling erweitern, um diese zukünftig frühzeitig sanktionieren zu können. Der Gewalt- und Opferschutz und die Prävention sollen mit einer österreichweiten Strategie weiter gestärkt werden. Ein zentraler Punkt ist die nachhaltige finanzielle Planungssicherheit für Österreichs Frauen- und Mädchenberatungsstellen, Gewaltschutzzentren und Frauenhäuser inklusive Budgeterhöhungen. Neben dem flächendeckenden Ausbau der von Alma Zadic eingeführten Gewaltambulanzen setzen wir einen weiteren Schwerpunkt auf frühzeitige bewusstseinsbildende Informations- und Begleitmaßnahmen, wie die Fortführung der erfolgreichen Kampagne „MannSprichtsAn“, sowie geschlechtersensible Arbeit mit Buben und Mädchen. Denn je früher wir ansetzen, desto eher überwinden wir toxische Verhaltensweisen, fördern eine nachhaltige Gewaltprävention und erhöhen die Sicherheit für alle.


Klar ist auch: Um das Gewaltproblem gegen Frauen an der Wurzel zu packen, braucht es gesamtgesellschaftliche Veränderungen. Die beste Gewaltprävention ist für uns deswegen eine umfassende Gleichstellungspolitik, die alle Lebensbereiche umfasst und vor allem auch Männer mit in die Verantwortung nimmt. Dafür kämpfen wir weiterhin.

 

Mag.ª AGNES SIEBERTH
Pressesprecherin

Grüner Klub im Parlament

 

 

Gelbe

 

Messerverbot, Gewaltprävention, Fussfesseln für weggewiesene Ehemänner und Partner, Förderung Frauenhäuser, Integration!

 

Danke

 

Dr. Gollner

Die Gelben

Der Vorstand

 

 

NEOS

 

Gewalt an Frauen ist in Österreich noch immer ein massives Problem, und Politik und Behörden müssen hier den Schutz verbessern. Das fängt bei der Unterstützung von Initiativen gegen häusliche Gewalt an, geht über eine bessere Datenerfassung über Gewalt an Frauen und braucht an vielen Stellen weiter Bewusstseinsbildung: so werden Fälle häuslicher Gewalt immer wieder von Behörden falsch eingeschätzt, was gerade beim Gewaltschutz fatale Folgen hat. Auch in der Beweiserhebung und damit folgend im Zuge der Verfahren führt der Mangel an Gewaltanbulanzen und geeignetem Personal dazu, dass Taten keine Konsequenzen haben - das muss ein Ende haben. Zur langfristigen Prävention braucht es weitaus mehr Männer- und Täterarbeit und für künftige Generationen schon im Kindesalter einen anderen Umgang mit Rollenbildern. Außerdem sehen wir bei häuslicher Gewalt sehr oft einen Zusammenhang mit psychischer Gesundheit und ein mangelhaftes Verständnis in der gesellschaftlichen Debatte darüber. Mit Bewusstseinskampagnen kann hier ein guter Schritt gesetzt werden, es braucht aber auch schon bei winzigsten Anzeichen von Gewalt ein schnelleres Greifen von Ursachenforschung nach den Tatmotiven, Opferschutzsystemen und Täterarbeit wie im Rahmen von Therapieangeboten.

 


KPÖ

 

Es braucht eine Ausfinanzierung der Frauenhäuser (bei mehr Standorten) sowie leistbares Wohnen, um Frauen einen Ausweg aus Gewaltbeziehungen finanzierbar zu machen. Außerdem wollen wir mehr Geld in die Gewaltprävention (zB Männerarbeit) investieren.

 

 

KEINE

 

Um Femizide langfristig zu stoppen, müssen wir den Kern geschlechtsspezifischer Gewalt ausräumen: die patriarchale Vorstellung, Männer hätten Besitzansprüche auf Frauen. Das braucht Zeit. Bis dahin braucht es flächendeckend staatlich finanzierte und kostenfreie Einrichtungen und Beratungsstellen für Gewaltbetroffene und ihre Kinder sowie eine massive Verbesserung der Kooperation und Koordination zwischen Bund und Ländern, Behörden, Gerichten und Gewaltschutzzentren. Es braucht endlich einen bundesweiten Aktionsplan zur Prävention und Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt und Sensibilisierungsprogramme in Schulen, der Justiz und der Polizei. Zusätzlich sind wir für einen Ausbau der präventiven Täterarbeit sowie eine Kriminalisierung von nicht-physischer geschlechtsspezifischer Gewalt (Drohungen und Erniedrigungen, Überwachung im Alltag, Isolierung von Freunden und Familie sowie Einschränkung des Zugangs zu Geld).

 

 

MFG

 

Um der Zunahmen von Femiziden zu begegnen, ist es wichtig, die Ursachen und Auslöser zu evaluieren und zu beseitigen. Viele Femizide passieren von außen betrachtet „aus dem Nichts“, da viele betroffene Frauen aus Scham im Vorfeld keine Unterstützung suchen. Dies ist jedoch nur eine der vielfältigen Facetten derartiger Tragödien. Es besteht in den meisten Bundeländern ein relativ dichtes Angebot an Präventionsmaßnahmen und Projekten. Diese gilt es zu bündeln, um die bestmöglichsten Resultate in der Verhinderung von Femiziden zu erzielen. Viele Femizide rühren jedoch leider daher, dass in unsicheren Krisenzeiten ein Anstieg der Gewaltbereitschaft in der Bevölkerung zu beobachten ist. Die Auswirkungen dieser erhöhten Gewaltbereitschaft umfassen sowohl Femizide als auch Morde an Männern. Somit sind sämtliche Vorfälle ein gesamtgesellschaftliches Thema, dass es in Zusammenarbeit mit Organisationen und der Zivilgesellschaft durch transparente Kommunikation zu bekämpfen gilt. Somit sollte es bundesweit Anlaufstellen geben, die betroffenen Menschen in kritischen Situationen niederschwellige Hilfe, beispielsweise auch in Form von finanzierten Übergangswohnmöglichkeiten, bieten.