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Kernöl oder Most?

Ein Kommentar zur oberösterreichischen Polit-Küche

Grafik: Ein Holztisch mit Kürbissen, Kernöl und einem Mostfass

Es ist ein Leichtes jedem Bundesland einen kulinarischen Stempel aufzudrücken. Das Burgenland hat seinen Uhudler, Wien sein Schnitzel – obwohl das ja korrekterweise Mailänder Schnitzel heißen müsst – und so weiter und so fort. Die Steirer wiederum schwören auf ihr weltkulturerbliches Kernöl, die Oberösterreicher auf ihren Most.

Und landessäuerlich geht’s auch weiter, landesangesäuert, salopp gestelzert ausgedrückt. Angesäuert, ob des Mostes wegen oder nicht, das weiß man nicht, sind auch alle Menschen im näheren Umfelde des Stelzers. Den interessierten Beobachter*innen drängt sich der Eindruck auf, hier wäre eine Kernölfraktion aufmarschiert, um den „Obderennslichen”[1] das Leben zu vermosten, „verlandessäuern”.

Das gar unglaublich gewähnte war geschehen. Da wurde doch, trotz massivster politischer und publizistischer Unterstützung NICHT der gewünschte Landsmann zum obersten Schalter und Walter einer neu zu schaffenden Bildungseinrichtung erkoren, sondern eine Frau vom Fach. Man kann es nur erahnen, wie oft das „Stelzofon”[2] in der Redaktion der Landespostille geschellt hat, um den Damen und Herren der schreibenden Zunft zu verdeutlichen, sie mögen – auch der eigenen Karriere willen – doch den gewünschten Landsmann herbeischreiben. Ja selbst die Blätter, die keinen heißen Draht ins Landhaus an der Promenade hatten, aber schon immer durch salomonische Nähe zu eurer Kürzlichkeit[3] auffielen, schrieben sich die Finger (oder Tastaturen) wund um die Werbetrommel für eben jenen Landsmann zu rühren.

 

Alles war angerichtet zur festlichen Kür. Die Kapelle bestellt, die Blumen sortiert, das Menü zusammengestellt, neun Köche und Köchinnen zur Anrichtung desjenigen in die Kürküche gebeten. Drei von jenen jedoch machten sich flugs aus dem Staube. Weil sie mit dem zu kochenden Rezept allzu vertraut waren. Und außerdem, zu viele Köche verderben den Brei. Weiß man ja. Dass dann auch die verkleinerte Küchenmann- und frauschaft die Suppe ordentlich versalzen kann, mit dem hat dann doch niemand gerechnet. Und so gab es dann statt einem reschen, saftigen Mostbratl zum Leidwesen derer von Stelzer und Haindl, doch einen Backhendlsalat mit Kürbiskernöl, weltkulturerblich geschützt wohlgemerkt.

 

Einer der Köche war mit dem dargereichten nicht einverstanden. Und hast du nicht gesehen, schickt er dem Minister einen Gruß aus der Giftküche in Form einer Aufsichtsbeschwerde. Der Minister möge sich das Rezept nochmals ansehen und in jedem Falle noch einmal aufkochen lassen…

Wie es weitergeht, das weiß niemand im Moment. Aber eines ist sicher: dieses Menü wird allen Österreicher*innen, allen Steuerzahler*innen, noch schwer im Magen liegen.

 

 

Manfred Walter

Social Media Referent UGÖD

 



[1] Das Land ob der Enns – historischer Name Oberösterreichs

[2] Stelzofon - Der direkte Draht des Landeshauptmanns zu den Oberösterreichischen Nachrichten

[3] Kürzlichkeit – ein Verweis auf Name als auch Dauer einer Kanzlerschaft in Österreich