analysiert von Reinhart Sellner
Kimberger in der Offensive
Während die Regierung in der Bildungspolitik rückwärts schreitet, geht der oberste Lehrer_innengewerkschafter in die Offensive: In den Weihnachtsferien sagte Paul Kimberger in einem Standard-Interview:
"Wir brauchen in allen Volksschulklassen eine Doppelbesetzung, zwei Lehrerinnen bzw. Lehrer für jede Klasse. Zumindest in der Grundstufe eins, also in der ersten und zweiten Klasse, sollen jeweils zwei Pädagoginnen bzw. Pädagogen anwesend sein."
Reinhart Sellner, bis 2018 UGÖD-Vorsitzender und GÖD-Vorstandsmitglied, hat dazu seine Gedanken niedergeschrieben.
Prominenter Artikel im STANDARD
Prominent plazierte die Tageszeitung STANDARD das Interview Paul Kimbergers mit Redakteurin Lisa Nimmervoll:
Darin stellt der FCG-/VCL-Vorsitzende der APS-Gewerkschaft und der ARGE LehrerInnen menschenfreundlich-emanzipatorische, christlich-sozial begründete Forderungen für den Grundschulbereich, nach skandinavischem/finnischem Vorbild. Kimbergers Zustandsbeschreibung und die daraus abgeleiteten Forderungen für die ersten beiden Volksschulklassen könnten Teil der ÖLI-UG-Forderungen für eine sozial-integrative und individuell fördernde demokratische gemeinsame Pflichtschule sein.
Der Standard-Artikel hält bei über 1100 Postings und hat BMBWF-Generalsekretär Netzer zu einem abwiegelnd-differenzierenden Njet veranlasst - Ressourcen gäb's genug und die neuen Bildungsdirektionen werden's ab 2019 richten:
derstandard.at/2000094856304/Ministerium-abwartend-zu-Vorstoss-fuer-zwei-Lehrer-pro-Volksschulklasse
Was Kimbergers Forderungen fehlt und wo wir ihm als parteiunabhängige GÖD-GewerkschafterInnen solidarisch-zustimmend weiterhelfen sollten, ist der gewerkschaftliche Beitrag zur Umsetzung der Forderung. Wovon in dem Interview nichts steht und worauf es ankommen wird, ist das Nutzen der erreichten breiten Diskussion durch Information und Mobilisierung der KollegInnen aller Schultypen und durch gewerkschaftliche Maßnahmen, mit denen die Finanzierung einer verbesserten personellen Ausstattung der ersten beiden VS-Klassen durch Regierung und Finanzminister durchgesetzt werden kann.
Unsere UGÖD-Vorschläge dazu:
- Wir begrüßen den Vorstoß des APS-Vorsitzenden, das ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu besserer Bildung für alle.
- Wir fordern Regierung und Finanzministerium auf, ein Budgetüberschreitungsgesetz zur ausreichenden Finanzierung der vom APS-Vorsitzenden bildungs- und sozialpolitisch begründeten Forderungen ab dem Schuljahr 2019/20 zu beschließen.
- Wir fordern vom Bildungsminister die standortspezifische Umsetzung der Fördermaßnahmen durch die Bildungsdirektionen.
- ÖLI-UG-VertreterInnen beantragen beim Vorsitzenden der APS-Bundesleitung und der ARGE-LehrerInnen die Einberufung beider Gremien vor den Semesterferien, erst APS, dann ARGE, zur Beratung gewerkschaftlicher Maßnahmen zur Durchsetzung der pädagogischen Verbesserungen („zwei LehrerInnen für jede Volksschulklasse“ als Ressourcenmaßstab) und ihrer ausreichenden Finanzierung (Budgetüberschreitung, wirksam ab September 2019), Vorbereitung gewerkschaftlicher Betriebsversammlungen bzw. Dienststellenversammlungen zu Beginn des 2. Semesters, bei denen die Tragweite des VS-Anliegens und schultypen- und standortbezogene Probleme diskutiert werden können.
Diese Forderungen sind auf zwei VS-Klassen beschränkt, sind aber ein deutliches Zeichen für aufbrechende Widersprüche in der GÖD, in der FCG, die von der neoliberal-restriktiven Regierungs- und Budgetpolitik und ungelösten realen Problemen im Bildungsbereich ausgelöst und laufend zugespitzt werden. Kimbergers Förderungsgedanke, christliche Soziallehre und Finnland-Verweis zeigen, dass in einem weiteren Schritt über die soziale Selektion der 9-Jährigen durch das Nebeneinander von APS (Pflichtschule, Länder) und AHS-Unterstufe (Bund, keine Pflichtschule) informiert und für ihre Überwindung mobilisiert werden muss. Nicht standespolitisch, sondern gewerkschaftlich, sozial- und bildungspolitisch …
Glück auf + alles Gute im Neuen Jahr!