Die Verbindung von Gesundheitsvorsorge und Frauenförderung in unserer Arbeitswelt ist nach wie vor verbesserungswürdig

Im Internationalen Dachverband aller Dienstleistungsgewerkschaften (UNI Global Union) hat sich die Abteilung Chancengleichheit mit den Themen Menstruation, Mutterschaft und Menopause in der Arbeitswelt auseinandergesetzt und dazu drei Handbücher veröffentlicht, die derzeit nur in englischer Sprache verfügbar sind.
Die Unabhängige Gewerkschaftsfraktion im ÖGB informiert anlässlich des heurigen Frauentages über „die 3 M in der Arbeitswelt“ und wir freuen uns über Feedback und/oder Umsetzung der von uns abgeleiteten Forderungen für die österreichische Arbeitswelt.
Mit einem geschlechterspezifischen Blick können wir die besonderen Bedürfnisse von Arbeitnehmerinnen wahrnehmen und tabulos dafür streiten, dass die Sicherheit ihrer Arbeitsplätze unter Aspekten der Gesundheitsvorsorge gewährleistet wird. Ob wir passende Lösungen in den Dienststellen und Betrieben finden oder eine Verankerung in Kollektivverträgen erreichen, hängt von unserem Verständnis und persönlichem Einsatz ab. In Österreich ist der erste Menstruationsgesundheitsbericht 2024 erschienen – diesem können wir Information und Anregungen entnehmen.
M1=Menstruation – rund die Hälfte aller Mädchen und Frauen leidet während der Menstruation an Regelschmerzen. Menstruierende Arbeitnehmerinnen können dadurch in ihrer dienstlichen Einsatzfähigkeit sowohl physisch als auch psychisch beeinträchtigt werden und langfristig beobachtet schwerwiegende Erkrankungen entwickeln.
Wir fordern
· Informationsveranstaltungen und Aufklärung zur Frauengesundheit
· Richtlinien für bezahlten Menstruationsurlaub
· die Möglichkeit an solchen Tagen Telearbeit zu nutzen
· die Bereitstellung von Menstruationsprodukten im Betrieb
· den sicheren Zugang zu hygienisch einwandfreien sanitären
Einrichtungen
M2=Mutterschaft – rund um die Geburt eines Kindes gibt es ILO-Empfehlungen und in Österreich seit langem gute gesetzliche Schutzregelungen. Diese wirken jedoch nicht selbstverständlich bis in die Arbeitswelt hinein und auch der Ausbau der partnerschaftlichen Väterbeteiligung lässt nach wie vor auf sich warten. Daher steigen viele Frauen nach einer Geburt aus der Arbeitswelt aus und sehen sich beim Wiedereinstieg oft genug noch konfrontiert mit wenig Unterstützungsangeboten und mit Teilzeitbeschäftigung.
Wir setzen uns für Chancengerechtigkeit und Karrieremöglichkeiten für Frauen und Mütter ein und fordern daher:
· Informationsveranstaltungen und Aufklärung zu Familienleben
· Thematisierung von Diskriminierungen von Frauen mit Kindern, betriebliche Angebote für Alleinerzieher:innen*, partnerschaftliche Aufteilung von unbezahlter Arbeit
· Förderung der betrieblichen Beteiligung an Gewalt- und Gesundheitsprävention
· Arbeitsplatzanpassung an schwangere Arbeitnehmerinnen
· Stillpausen und geeignete Räumlichkeiten in den Betrieben zum Stillen oder Abpumpen und Lagern der Muttermilch
· bezahlte Abwesenheit nach Fehlgeburt, Schwangerschaftsabbruch und für IVF-Behandlungen (IVF = In-vitro-Fertilisation); Möglichkeit zur vorübergehenden Reduktion der Arbeitszeit
· Berücksichtigung des (weltweiten) Pflegenotstandes von Frauen
· betriebliche Angebote zur Kinder- und Angehörigenbetreuung (für die Begleitung von erkrankten Kindern, Schulveranstaltungen, Ferienbetreuung)
· Förderung von Müttern in Führungspositionen
· Wiedereinstiegsförderung nach Karenzen oder Arbeitslosigkeit
· betriebliche Verankerung von Gender-Budgeting
· Unterstützung des Ausbaus flächendeckender Kinder- und Altenbetreuung (mobile Pflege und Community Nurses)
M3=Menopause – die körperlichen, psychischen und sozialen Veränderungen, die mit dieser Lebensphase von Frauen einhergehen, bedürfen besonderer Sensibilität und Rücksichtnahme rund um die Herausforderungen am Arbeitsplatz. Vielen von uns ist gar nicht bewusst, dass weit mehr als die Hälfte aller ins Erwerbsleben eingebundenen Frauen mit den Belastungen der Menopause lebt und zurechtkommen muss.
Wir fordern:
· Informationsveranstaltungen und Aufklärung zum Leben nach Ablauf der Reproduktionsphase von Frauen
· konsequente Bekämpfung von Vorurteilen und Diskriminierungen
· Schutz vor Belästigung und Gewalt am Arbeitsplatz
· Gesundheitsvorsorge mit Fokus auf Frauenmedizin (Osteoporosevorbeugung, Bewegungs- und Wellnessprogramme, Mental Care etc.)
· Sichtbarmachen und Beheben von Problemen rund um den Arbeitsplatz wie etwa Belüftung und Temperaturregelung, Angebote zur Nutzung von Einzelbüros
· Unterstützung in schwierigen Situationen mit Angehörigenpflege oder Witwenschaft
· flexible (Tele-)Arbeitsregelungen
· Training für Führungskräfte und Sicherheitsvertrauenspersonen zum sensiblen und fairen Umgang mit Themen in Zusammenhang mit der Menopause
Die Unabhängige Gewerkschaftsfraktion im ÖGB möchte eine Diskussion anstoßen und weitere Forderungen, die ihr aus eurem Arbeitsalltag an uns herantragt, aufgreifen und sowohl an Betriebsrät:innen und Personalvertreter:innen als auch an Kollektivvertragsverhandler:innen weitergeben.
Wir wünschen euch einen schönen Frauentag 2025 – und nehmen an, dass ihr - ebenso wie wir - beim Zusammenstellen dieser Forderungslisten überwältigt seid von der Vielfältigkeit der Lebensabschnitte von Frauen!
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