Pflegebedarf für Pflegerinnen, Pfleger und Betreuungspersonal
Ohne sie geht fast nichts im selbst schwer erkrankten Gesundheitswesen.
Ob im Krankenhaus, Heim, in der mobilen Pflege, in Pflegeheimen oder in der 24-Stunden-Betreuung, im öffentlichen Gesundheitswesen und auch in der Justiz - ein Sozialstaat ohne Pflegeberufe ist unrealistisch und nicht vorstellbar: Personen aus jener Berufsgruppe, die so dringend gesucht wird, um unsere alten und kranken Mitbürger:innen entsprechend zu versorgen.
Zwar hat sich die Gehaltssituation in den letzten Monaten in einigen Einrichtungen verbessert, ein wesentlicher Kritikpunkt bleibt aber weiterhin offen: Es sind die ausufernden Strukturen und die schlechten Arbeitsbedingungen an den einzelnen Standorten, welche die Pflegeberufe insgesamt weniger interessant erscheinen lassen, als noch vor Jahren.
Die Dienstzeiten der Angehörigen der Pflege- und Betreuungsberufe sind mit dem Familienleben kaum vereinbar und die flächendeckend unbefriedigend gelöste Kinderbetreuung, sowie die für diese Berufe noch immer anachronistischen hierarchischen Systeme kommen verschärfend hinzu.
Woran es krankt
Speziell Bundesangestellte, die in der Pflege arbeiten, leiden unter der fehlenden öffentlichen Wahrnehmung. Hinter Schloss und Riegel werden Häftlinge von Pflege- und Betreuungsdiensten gepflegt und betreut. Aufgrund der Rahmenbedingungen fällt es dem Bund schwer, Personal für die Pflege und Betreuung zu finden. Zu diesen Rahmenbedingungen gehören das geringe Gehalt, das weit unter den Kollektivverträgen anderer Einrichtungen liegt, fehlende sinnvolle Arbeitszeitmodelle, schlechte Abgeltung der geleisteten Nachtdienste, chronischer Personalmangel, inadäquate Abgeltung des Umgangs mit teils sehr gefährlicher, herausfordernder und psychisch kranker Klientel und fehlende Karrieremöglichkeiten. Der Bundesdienst ist gegenüber anderen Anbietern nicht konkurrenzfähig!
Dazu kommt, dass diese Berufe zum einen physisch und zum anderen auch psychisch extrem belastend sind. In diesen verantwortungsvollen Berufen findet auch die Schwerarbeitsverordnung noch immer keinen adäquaten Niederschlag.
Pflege ist Schwerarbeit
Die immensen psychischen oder physischen Belastungen, Menschen am Ende ihres Lebens oder in schwersten Erkrankungen zu begleiten und zu pflegen, sind enorm.
Dem Tod täglich ins Auge schauen zu müssen und gleichzeitig Empathie für die Patient:innen aufzubringen, ist emotionale Schwerarbeit!
Dennoch betreiben viele Kolleg:innen diesen Beruf noch mit großem Enthusiasmus und Einsatz.
Hohe Empathie für die kranken Personen ist der zentrale Antrieb dieser bemerkenswerten Menschen.
Am heutigen Tag der Pflege sind unsere Forderungen:
- Aufnahme sämtlicher Pflegeberufe in die Schwerarbeitsverordnung
- Adäquate Entlohnung und finanzielle Anreize für Überstunden und Zusatzaufgaben
- Die Beseitigung der Pflicht zu überbordender und sinnloser Dokumentation
- Etablierung von flachen Strukturen
- Berufliche Entwicklung auf höchstem Niveau
Eine zeitgemäße moderne Ausbildung ist hierfür ebenso immanent, wie auch die andauernde Wertschätzung der Tätigkeit dieser Menschen für die Gesellschaft!
Christian Husch
Unabhängiger Gewerkschafter in der GÖD, Bundesvertretung Zivile Bedienstete in Justizanstalten
Eiko Meister
Unabhängiger Gewerkschafter in der GÖD, Gesundheitsgewerkschaft
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